Wandern auf dem Gendarmenpfad (Gendarmstien) - an der Flensburger Förde unterwegs auf historischer Route
Ziegelreste aus den alten Ziegeleien am Gendarmenpfad (Foto: Renate Lorenzen)Der Gendarmenpfad (Gendarmstien) ist ein dänischer Wanderweg, der am nördlichen Ufer der Flensburger Förde entlangführt. Auf historischer Route geht es 84 Kilometer von der deutsch-dänischen Grenze bei Padborg über Høruphav bis Skovby auf der Insel Als, d.h. Wandern durch eine idyllische Landschaft, beschauliche Orte, sehenswerte Kleinstädte und vorbei an interessanten Sehenswürdigkeiten. Als wir vor Ort waren, befand sich die Wanderstrecke ab Høruphav im weiteren Ausbau. Die Etappenziele sind: Padborg - Kruså - Kollund - Sønderhav - Sandager - Egernsund - Rendbjerg - Brunsnæs - Kragesand - Stensigmose - Sønderborg - Høruphav - Skovby.
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Etappe von Padborg nach Kruså
Diese Etappe des Gendarmenpfads (Gendarmstien) geht von Padborg nach Kruså. Sie ist rund fünf Kilometer lang und führt durch ein Gebiet mit Wald, Wiesen und Moorgebieten. Nach dem Verlassen von Padborg geht es durch das Haraldsdal, das nach dem dänischen König Harald benannt ist. In dem Tal musste Harald Klak um den dänischen Thron kämpfen, allerdings verlor er die Schlacht und wurde später vertrieben. Am Grenzübergang in Rønsdam kreuzt der Gendarmstien den Ochsenweg, einen alten Pilgerweg, der die Pilgerrouten in Norwegen und Schweden mit den südeuropäischen verbindet, u.a. nach Santiago de Compostela oder nach Rom. Seit 2010 ist der Ochsenweg (dän. Hærvejen) europäischer Kulturweg.
Museum Frøslevlejr
Rund drei Kilometer vom Gendarmenpfad entfernt befindet sich in Padborg das Museum Frøslevlejr. Frøslevlejr ist ein Gefangenenlager, das die deutsche Sicherheitspolizei in den Jahren 1944 und 1945 hauptsächlich nutzte, um dänische Widerstandskämpfer zu internieren. Dennoch wurden rund 1600 von insgesamt 12000 Insassen von hier aus nach Deutschland deportiert und landeten in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten. Die Ausstellung ist im Hauptwachturm und in zwei Gefangenenbaracken untergebracht. Sie zeigt den Alltag im Lager und die unfassbar schrecklichen Verhältnisse in den deutschen KZs.
- Ort: Museum Frøslevlejr, Lejrvejen 83, DK-6330 Padborg
- Info: auf der Homepage www.natmus.dk/froeslevlejren
Museum in Bov/Oldemorstoft
Rund einen halben Kilometer vom Gendarmenpfad entfernt liegt das Bov Museum "Oldemorstoft". Der Hof war früher Sitz des Amtsvorstehers und aufgrund der Nähe zum Heerweg auch „königlich privilegierter“ Gasthof. Mehrere Könige haben hier übernachtet, u.a. auch König Christian IV., der einige Briefe von Oldemorstoft aus auf den Weg gebracht hat. Heute ist in dem für Südjütland typischen Hof ein Heimatmuseum mit einer schönen Ausstellung zur regionalen Geschichte untergebracht.
- Ort: Museum Oldemorstoft, Bovvej 2, DK-6330 Padborg
- Info: auf der Homepage www.oldemorstoft.dk
Wassermühle in Kruså
Rund 500 Meter vom Gendarmstien entfernt befindet sich am Mühlenteich (Møllegården 25) die Wassermühle in Kruså, die jedoch nur von außen besichtigt werden kann. Die Mühle wurde im Jahr 1964 stillgelegt.
Etappe von Kruså zu den Ochseninseln bei Sønderhav
Diese Etappe auf dem Wanderweg Gendarmstien (Gendarmenpfad) führt von Kruså zu den Ochseninseln bei Sønderhav. Die Route ist rund 10 Kilometer lang und verläuft anfangs an deutsch-dänischen Grenze entlang. Sie ist abwechslungsreich - schon bald kommt der Ort Kupfermühle in Sicht, der in Deutschland liegt. Vorher wird übrigens die Quelle Abrahamskilde passiert, der man eine heilende Wirkung nachsagt. In Kupfermühle wurden bis 1961 mit Wasserkraft Kupfer und Messing zu Platten verarbeitet, u.a. für Schiffsbeschläge oder Dächer. Nur wenig später geht es über den unkonventionellen Grenzübergang Schusterkate, einem der kleinsten Grenzübergänge in Europa. Kollund Skov, Kollund, der Wald Dyrehave und schließlich Sønderhav sind die weiteren Teilstrecken.
Industriemuseum Kupfermühle
In drei historischen Industriehallen können Besucher*innen sich über die Geschichte des Kupfer- und Messingwerks und seine technische Entwicklung sowie über den Ort Kupfermühle informieren.
Übrigens: Bereits um 1600 ließ der dänische König und Herzog von Schleswig Christian 4. das Hammerwerk zur Metallverarbeitung errichten. Angetrieben wurde das Hammerwerk mit Wasserkraft, denn das starke Gefälle des Flusses Krusau und die vielen Quellzuflüsse waren ideal dafür. In der nahen Hafenstadt Flensburg wurden benötigte Rohstoffe angeliefert und die produzierten Waren abtransportiert. Das Kupfer- und Messingwerk hatte also beste Voraussetzungen, um sich weiterzuentwickeln. Im Übergang des 18./19. Jahrhunderts war es die größte Industrieanlage im Herzogtum Schleswig und eines der größten im Dänischen Königreich. 1864 erfolgte der Wechsel von der dänischen zur deutschen Verwaltung. Erst 1962 wurde die „Crusauer Kupfer und Messingfabrik“ geschlossen.
- Ort: Industriemuseum Kupfermühle, Messinghof 3, 24955 Harrislee
- Info: auf der Homepage www.industriemuseum-kupfermuehle.de
Und noch ein Tipp: Das Restaurant Bind in Sønderhav gehörte zu den Lieblingsrestaurants von Siegfried Lenz (1926 - 2014), und er verbrachte hier viele gemütliche Stunden mit dem einzigartigen Blick auf die Flensburger Förde und die Ochseninseln. Rund 35 Kilometer entfernt - in Lebølløkke bei Høruphav - verlebte Siegfried Lenz über vierzig Jahre lang seine Sommer in einem alten Fischerhaus. Dort entstand auch der Roman „Deutschstunde“, mit dem der Hamburger Schriftsteller 1968 international bekannt wurde. Unvergessen bleibt die Erzählung „Kummer mit jütländischen Kaffeetafeln“, in der der Südjütland-Fan Lenz den Menschen, Traditionen, der Gastfreundschaft und den opulenten süßen Gastmahlen ein liebevolles Denkmal setzte.
Im ersten Stock des Restaurants haben die Witwe von Siegfried Lenz - Ulla Lenz - gemeinsam mit der Siegfried Lenz Stiftung sowie Christian und Pia Bind ein Gedenkzimmer eingerichtet. Die private Sammlung umfasst Bücher, Fotos, Möbel sowie andere persönliche Dinge des Autors. Geöffnet ist die Sammlung für alle Gäste des Restaurants Bind zu den normalen Öffnungszeiten sowie nach Absprache.
- Ort: Restaurant Bind, Fjordvejen 120, Sønderhav
- Info: auf der Homepage www.restaurantbind.dk
Exkurs: Südjütländische Kaffeetafel
Kulinarisches Highlight für Kuchenliebhaber:innen - Südjütländische Kaffeetafel (Foto: Ulrik Pedersen)Kulinarisches Highlight für Kuchenliebhaber:innen - Südjütländische Kaffeetafel (Foto: Ulrik Pedersen)Die Tradition der südjütländischen Kaffeetafel hat ihren Ausganspunkt im dänischen Freiheitskampf. Nach dem Krieg von 1864 fiel Südjütland unter deutsche (preußische) Herrschaft, was vielen dänisch gesinnten Südjütländern missfiel. Sie trafen sich in Versammlungshäusern und sangen dänische Lieder, auch wenn der Gesang offiziell verboten war. Die deutschen Behörden wollten den Versammlungshäusern keine Schankgenehmigung erteilen, so dass die Treffen nicht mit dem traditionellen Kaffeepunsch beschlossen werden konnten. So trafen sich die Dänen fortan zum Kaffee. Dafür brauchte man keine Schankgenehmigung, und die Deutschen konnten die dänisch gesinnten Reden und Lieder an der reich gedeckten Kuchentafel nicht verhindern. Weil die Versammlungshäuser aber nicht für so viele Menschen backen konnten, brachten einige der Teilnehmer etwas mit und mit der Zeit entbrannte ein regelrechter Backwettstreit unter den Hausfrauen. Bis heute besteht eine südjütländische Kaffeetafel aus mindestens 21 verschiedenen weichen („bløde“), trockenen (tørre) und harten (hårde) Kuchen, Torten und Gebäck. (Quelle: VisitDenmark)
2021 fand Ende August in Tønder erstmalig ein Kuchenfestival statt. Die Region Sønderjylland möchte besonders auf die Backtradition Süddänemarks aufmerksam machen und Wissen über die Geschichte der südjütländischen Kaffeetafel vermitteln. Teil des Festivals ist außerdem die Dänische Meisterschaft im Brottortebacken – eine der besonders typischen Leckereien der südjütländischen Kaffeeafel. Informationen zum Festival auf der Homepage von Destination Sønderjylland - Sønderjysk Kagefestival.
Etappe von den Ochseninseln nach Sandager
Diese Etappe auf dem Wanderweg Gendarmstien (Gendarmenpfad) führt von den Ochseninseln nach Sandager. Vor Sønderhav liegen die beiden Ochseninseln - dän. Okseøer, deren Besuch früher ein Muß war. Als ich im Jahr 2013 vor Ort war, wurde die größere der beiden Inseln noch von deutschen Pächtern bewirtschaftet, und ein Taxi-Boot holte die Gäste vom Festland bei Sønderhav ab. Leider wurde der Pachtvertrag im Jahr 2016 aufgelöst, und es ist noch ungewiss, was dort weiter geschehen soll. 2019 wurden auf den Ochseninseln Episoden der Miniserie "Tod von Freunden" gedreht. Im Februar 2021 werden diese ausgestrahlt.) Aber auch der Besuch von Annies Kiosk - einem typischen dänischen Imbiss - lohnt sich.
Die Etappe von den Ochseninseln nach Sandager ist rund sieben Kilometer lang. An der Strecke liegen kleine Dörfer wie Rønshoved, Stranderød oder Sandager (nicht zu verwechseln mit dem Sandager auf Fünen). Abseits der Route liegt Rinkenæs Sogn, ein größerer Ort mit Versorgungsmöglichkeiten - von Sandager aus sind es ca. zwei Kilometer ins Landesinnere. Bei Stranderød und Brændstoft sind erste Spuren ehemaliger Ziegeleien zu sehen. Die Ziegelindustrie hatte in ihrer Blütezeit eine große Bedeutung für die Region. Im Bereich dieser Ziegeleien ist das Fördeufer aufgrund alter Ziegelreste gelb-rot gefärbt.